Kartoffelpuffer

Es war Ende der 60-ziger Jahre. Ich war mit Sieglinde in München in der Leopoldstraße in einem einfachen Imbiß. Es war um die Mittagszeit. Wir kannten uns erst seit einigen Wochen. Wir standen an einem kleinen Tischchen, beide hatten wir einen Teller mit Kartoffelpuffern vor uns. Sieglinde sagte zu mir ganz harmlos: „Willst Du was von mir?“ Sie meinte natürlich von den Kartoffelpuffern und hielt mir mit der Gabel einen hin. Ich antwortete „Ja“ und lachte dabei. Da wurde ihr schlagartig klar, was sie da gesagt hatte: Ja, ich wollte nicht nur einen Kartoffelpuffer von ihr, ich wollte viel mehr von ihr.

In umgekehrten Rollen sehe ich mich heute:
CHRISTA am Tisch mit mir sitzend. Ich frage: „Willst DU was von mir?“ und CHRISTA antwortet mit „Ja, ich will viel von dir, ich will dich“.

Singen wir nicht voller Leidenschaft:
„Jesus, Dir leb ich.
Jesus, Dir sterb ich.
Jesus, Dein bin ich
im Leben und im Tod.“

Mit voller Leidenschaft und aus vollem Hals, so daß die Glasscheiben in ihrer Bleifassung scheppern? Dann geht man zur Kirchentür hinaus und alle Leidenschaft ist wie weggeblasen.

Notiz vom Sept. 2014 / überarbeitet 21.10.2021 und 16.06.2022
Verf.: H.J.